Thema: Jesus, der zum Christus wurde
In meiner Kindheit war die Kreuzigung von Jesus häufig die wichtigste Begebenheit aus seinem Leben, der uns Kindern immer wieder erzählt wurde. Jesus habe sein Leben für uns hingegeben, um uns zu erlösen, er sei für uns am Kreuze gestorben, und, und, und …
Abgesehen von den subtilen Schuldgefühlen, die bei einigen Kindern entstanden, schien mir schon damals das Leben von Jesus weit spannender als sein Tod. Dennoch war die Kreuzigung von Jesus Thema bei der Bruderschaft. Auf die Frage, welchen spirituellen Hintergrund die Kreuzigung habe, warum sich Jesus nicht diesem Tod entzogen hat oder ob er sein Leben Gott schenken wollte, bekam ich die Antwort:
Er war wie du. Deswegen ist er auch dein Bruder und euer aller Bruder. Er war wie du ein Mann mit Befürchtungen, mit Ängsten, mit Emotionen, mit Sorgen, mit Ohnmacht. Aber er wusste um seine innere Aufgabe.
Und weil er wusste, dass es immer nur das Gute war, was das Leben von ihm wollte, stellte er das geistig-spirituelle über seine menschlichen Bedürfnisse. Und deswegen kam es zu diesem Schauspiel, weil er sich selbst meistern wollte.
Er wollte zeigen, dass das Leben über dem vermeintlichen Tod steht und dass es in Wahrheit keinen Tod gibt.Denn Tod bedeutet an sich nur, Teil eines Zyklusses zu sein. So, wenn eure Bäume im Herbst das Laub abwerfen, scheinen sie tot, scheinen sie dürr zu sein. Und seltsamerweise überstehen sie die Stürme, die Kälte, die klirrenden Nächte und treiben im Frühling zart und schön aus. Also ist hier ein Zyklus, der ein Teil des Lebens ist. Tod ist immer ein Teil des Lebens. Das muss dir klar sein.
Leben an sich, als Ganzes betrachtet, ist ewig und Zeit verändert nur den Ausdruck, die Form, den Zustand. Das Leben selbst aber ist untötbar, unauflösbar. Das alles wusste dein Bruder, und doch war er in seinem Mensch-Sein oft genug gefangen. Es ging ihm darum, den Menschen zu zeigen, dass Geist über der Materie steht, um nichts Anderes. Er hätte sich jederzeit kraft seines Geistes entfernen können.
Er ist zum Meister geworden. Er ist zu dem geworden von dem ihr sagt: Jesus der zum Christus wurde. Denn Christus-Bewusstsein ist nicht auf den Menschen Jesus von Anbeginn seines Daseins zu beziehen, sondern – und jetzt höre zu, denn es betrifft dich im gleichen Maße – sondern nur aufgrund seines Entwicklungsfortschrittes wurde er zu einem Christus-Bewusstsein.
Er erfuhr sich selbst über seinen Bezug zum Vater erfuhr er sich selbst. Und er wurde zum Christus. So wie du es wirst, wenn du deine Disziplinen lebst.
Und zum Abschied:
Trage dein Haupt aufrecht und denke daran, dass du Kind des Höchsten bist. Und denke weiter daran, dass dein Bruder, den du Jesus den Christus nennst, in dir und du in ihm bist.
Wir alle, ohne Ausnahme, werden irgendwann das Christus-Bewusstsein erlangen, wir können dies gar nicht verhindern. Wir sind Fragmente, Aspekte Gottes, Gott, der sich zum Ausdruck bringt. Unser Bruder Jesus ist uns vorausgegangen, hat uns den Weg gezeigt, uns unsere Möglichkeiten, unser Potenzial aufgezeigt. Wir folgen ihm.