Jesus der Mensch
Und auf die Frage, was unser Bruder Jesus für ein Mensch gewesen sei und welche Beziehung er zu Maria von Magdala hatte, antwortete Meister Eckhart:
Ein sehr freudvoller, dynamischer Mensch mit klaren, dunkelblauen Augen, einer markanten Nase, einer hohen Stirn und mittellanges, wallendes Haar. Er trug nicht immer den Bart. Das Verhältnis zu dem Weib, das du nanntest, war ein sehr inniges. Und es war die größte, menschliche Liebe, zu der er fähig war. Die Anzahl der Kinder: Es waren drei. Und allesamt, dafür sorgte die Mutter, wurden sie später Verkünder des Wortes.
Er war ein sehr freudvoller, fröhlicher und lustvoller Mensch und er war derjenige, der den Vater als freudvollen Gott lehrte. Er hatte große Wirkung auf Männer wie auch auf Frauen. Und das war kein Wunder, denn er strahlte auf eine unsichtbare Art und Weise.
Und vom Menschlichen her gesehen war es der Abschied von seinem Weib und seinen Kindern, was ihn am meisten schmerzte. Und trotzdem ging er den Weg, weil es keinen anderen gab in seinem Bestreben. Aber er lebte die Zeit so intensiv, als wären es drei normale menschliche Leben gewesen.
Er war auf jedem Fest ein gern gesehener Gast, denn wo er war, war Stimmung, war Freude. Und er trank gerne roten Wein. Er war sich aber immer bewusst, wie viel und in welchem Maß. Aber er genoß es in vollen Zügen. Denn als Mensch wusste er, dass es wohl nur wenige Jahre sein werden. Also tat er das, was er in seinem Bewusstsein tun wollte.
Es gibt noch viel mehr zu sagen. Es gibt noch sehr viel mehr zu sagen, wo eure ganzen Irrtümer in dem Buch der Bücher verschlüsselt da sind, wo vieles dazu getragen wurde, wo vieles weggelassen wurde, um euch zu dressieren, um euch in ein Korsett zu bringen. Es gibt ein Vielfaches mehr an Schriftrollen in den Gewölben eurer religiösen Zentren, wo die Worte unverfälscht wiedergegeben sind. Es gibt sogar aus den Lehren des Meisters die Originalmitschrift.
Aber sie sind so revolutionär, weil sie von Freiheit sprechen und weil sie den Zwang ablehnen, dass sie euch nicht gesagt werden, weil die Fürsten die Angst haben, die Macht zu verlieren. Und trotzdem werden sie vieles ändern dürfen.
Wenn euer Oberfürst abgelöst wird, wird einer kommen, der die Freiheit predigt, die Freiheit des Glaubens, die Freiheit des Geistes, die Freiheit des Menschen. Und er wird es vornehmen; er wird alle Konditionen wie den Ring zerbrechen. Wie das alte Siegel zerschlagen wird, so wird er die Strukturen wandeln. Aber da ist noch Zeit.