Ihr verwechselt oft das Tun mit der Motivation ...

Meister Eckehart – Das Gleichnis von den ungleichen Söhnen (Februar 2008)

Der zweck-lose Gedanke

In dieser Sitzung bat ich die Bruderschaft, mir von den geistigen Gesetzen zu erzählen:

Das wichtigste von allen ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Es ist sozusagen die Quelle allen Seins. Das Gesetz von Ursache und Wirkung im Kleinen als auch im Großen, dass ist das, was du willentlich praktizieren sollst.

Wenn du Gutes erzeugen willst, dann tue Gutes.

Wenn du Freundlichkeit und Herzlichkeit empfangen möchtest, dann sei freundlich und herzlich.

Aber nicht aus zweckgerichteten Umständen, sondern einfach, weil du es willst, weil es deine ursprünglichste Natur ist. Ihr verwechselt oft das Tun mit der Motivation und ihr gebt hinter dem Tun eine Motivation, einen Zweck. Und wenn dieser Zweck nicht frei von egoistischem Denken oder von Armutsdenken oder von Mangeldenken irgendeiner Art ist, wenn dieses Tun nicht frei von solchen Zwecken ist, dann erreicht ihr genau das Gegenteil, sprich: ihr werdet enttäuscht.

Und aus der Enttäuschung erfolgt die Aufgabe und aus der Aufgabe erfolgt das zurückgeworfen werden in die ursprünglichen Ängste. Und dann braucht ihr wieder so viel Kraft, um euch wieder aufzuraffen, um einen neuen Anlauf zu nehmen und positives Tun und Wirken in die Welt zu bringen.

Und wieder habt ihr die Motivation, damit es euch besser ergehe. Und dann seid ihr wieder freundlich oder ähnliches und wieder werdet ihr zurückgeworfen …

Nein, das Gesetz von Ursache und Wirkung ist das Gesetz.

Auch dieser Beitrag ist ein Beispiel für den Ur-Gedanken bzw. den stiftenden Gedanken. Nur wenn der Gedanke keinen „versteckten“ Zweck enthält, also zweck-los ist, wenn Freundlichkeit der Freundlichkeit wegen gegeben wird, kann das Gesetz von Ursache und Wirkung  seine Wirkung in seinem ursprünglichen Sinn entfalten.

Es ist ein Paradoxon: Erst wenn man sich für seine Freundlichkeit nichts mehr erwartet, keine Hintergedanken hegt und auch nicht aus Angst oder Sorge handelt – erst dann wird die Ernte dem entsprechen, was wir nicht erwarten.

Der Ursprung unseres Seins ist der Gedanke, die Idee. Alles, was existiert, war zuerst als Gedanke da. Die Schöpfung basiert auf diesem Prinzip bzw. die Schöpfung ist dieses Prinzip. Besonders schön kommt dies im „Prolog“ zum Ausdruck, der Schöpfungsgeschichte: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott ….“ Vor dem Wort aber war noch der Gedanke. In Dimensionen betrachtet ist der Gedanke ein-dimensional, der Plan zwei-dimensional, die Ausführung – also die Erschaffung – drei-dimensional. Zu Beginn steht der Gedanke, reiner, schöpferischer Geist.