Das Weiche siegt über das Harte, das Weiche siegt immer über das Harte.

Meister Eckehart – Das Gleichnis vom gottlosen Richter und der Witwe (März 2007)

Jesus und Maria Magdalena

In einer der ersten Sitzungen, in denen wir über Jesus sprachen, erhielt ich auf die Frage, wie Jesus gelebt hat und ob Maria Magdalena einer der Apostel gewesen sei:

War es nicht. Es war sein Weib. Und er hat Kinder gezeugt. Und er war in dieser Form seiner Existenz, denn er ist ja nach wie vor, aber in dieser Form seiner Existenz, war er ein sehr lebenslustiges Wesen. Und wenn du genauer hineinliest in das Buch der Bücher, war er auf vielen Festen auf´s herzlichste eingeladen.

Denn er war wie ein Magnet, der die Menschen anzog. Und er lachte viel und sein Lachen war ansteckend. Er lebte seine Kraft, in seiner Art Erotik zu leben und Sexualität zu leben. Und er war sich immer gewahr, wer er ist und woher er kommt.

Und es war sein Weib. Weshalb meinst du, dass dieses Wesen, das sein Weib war, bis zuletzt ständig anwesend war? Als sie ihn salben wollten, war es doch seine Mutter, biologisch gesehen, und sein Weib, genannt Maria Magdalena, die ihn salben wollten.

Und das Leben begrüßte er stets mit Freude und mit seinem gutturalen Lachen. Und wer in seine Augen blickte, bemerkte die Welt um sich herum nicht mehr. Es wurde alles so leicht. Es hat die Schwerkraft aus den Angeln gehoben, weil die Klarheit durch und durch aus ihm blickte.

Das heißt aber nicht, dass er nicht ein Wesen voller Emotionen war. Auch in seiner Ungezügeltheit, im Zorn, in seiner ohnmächtigen Wut, weil er doch wusste, dass die Zeit in seiner körperlichen Form ihm keine Differenzen zuließ und er sich wünschte, seine Aufgabe um ein vielfaches schneller und noch effektiver zu gestalten. Als er dies erkannte, begann er massiv seine Begleiter hinauszusenden. Und es waren nicht die zwölfe, und es waren auch nicht 72; es waren tausende. Denn er wusste, dass sie in seinem Namen verfolgt werden. Er wusste aber auch, was am Ende des Weges auf sie wartete, nämlich die selbsterfüllende Erlösung.

Er konnte ihnen ihren Weg nicht abnehmen, aber er wusste, je mehr er hinaussandte, umso grösser war die Welle, war die Woge, die sich aufbäumte gegen die Tyrannei, gegen die Verfolgung. Und sie hatten die effektivste Waffe, wenn man es Waffe nennen darf, die es gab und die es heute noch immer gibt und die es in tausenden von Millionen und Milliarden von Jahren noch immer geben wird, die Liebe.

Das Weiche siegt über das Harte; das Weiche siegt immer über das Harte. Wieviel Bäume, die starr sind, brechen, wenn der Sturm hereinbricht. Das Gras, die Weide, sie biegen sich, sie sind weich und sie stehen wieder, wenn der Sturm vorüber. Das Weiche siegt über das Harte. Der Zorn, die Wut, muss brechen, die Liebe und die Sanftmut, die siegt.

Er war ein Mann der Freude und er genoss, sein Sein zu sein. Wir wiederholen: Er genoss, sein Sein zu sein, mit jeder Faser seines Herzens! Tue das Gleiche!

Mir ist durchaus bewusst, dass diese Aussagen für viele Menschen zunächst verstörend wirken und auf Ablehnung stoßen werden. Jesus als Ehemann, als Vater, als Mensch, als sexuelles Wesen, welch Ungeheuerlichkeit! Ungeheuerlich? Für mich gewinnt Jesus durch diese menschlichen Aspekte an Echtheit, an Authentizität, aber auch an Größe – unser Bruder Jesus, der zum Christus wurde.

Ich bin kein Historiker, mir geht es nicht um historische Tatsachen … die Frage ist doch vielmehr: Könnte es so gewesen sein? Und was würde sich dadurch ändern? Würden wir dann unsere Sexualität freier und liebevoller leben, sie als ein wunderbares Geschenk betrachten? Maria Magdalena als ein wunderbares, lichtvolles Wesen an der Seite von Jesus anerkennen?