Solange du die Rose als Rose siehst, hast du die Rose nicht erkannt

Kontemplation ist die Kunst der Wahrnehmung ohne Beurteilung

Wir leben in einer Zeit der intensiven geistigen Transformation. Viele Menschen spüren diese energetischen Veränderungen sehr intensiv. Sie machen sich Gedanken über ihre spirituelle Entwicklung, und fragen sich, was sie für ihre spirituelle Entwicklung tun können, wie sie alten Ballast aus vergangenen Erfahrungen loslassen und neue, lichtvolle Wege beschreiten können.

In Wahrheit ist ja alles, was wir brauchen, vorhanden, auch wenn wir es nicht sehen können! Erst wenn wir alle Konzepte, alle Vorstellungen und alle Glaubenssätze unseres Verstandes beiseite lassen und einfach wahrnehmen was ist, werden wir neue Erfahrungen machen können.

Das Wesentliche dabei ist die Wahrnehmung ohne Beurteilung. Das ist Kontemplation, eine wundervolle, sehr wirksame geistige Übung! Kontemplation ist die Schwester der Meditation!

Auch in meiner spirituellen Ausbildung bei der Bruderschaft war Kontemplation immer wieder Thema, so auch bei dieser Sitzung im Oktober 2019. Auf die Frage, was für meine spirituelle Entwicklung wichtig sein, antwortete Saint Germain:

Kontemplation… Kontemplation….

Kontemplation ist Betrachtung ohne Beurteilung, wir haben es dir schon einmal gesagt. Wir geben dir eine Geschichte dazu, auch die kennst du:

„Ein Meister trug seinem Schüler auf, eine Rose zu betrachten und ihm danach zu berichten, wie und was er bemerkt hat. Nach Stunden kam der Schüler und trug dem Meister seine Eindrücke vor. Der Meister hörte ihm geduldig zu, wie der Schüler vom Duft und von der Form und von der Farbe der Rose erzählte. Und als der Schüler geendet hatte, sagte der Meister: Solange du die Rose als Rose siehst, hast du die Rose nicht erkannt.“

Das ist Kontemplation.

Und auf die Frage, ob ich in meinen Meditationen etwas anders machen solle, antwortete Saint Germain:

Nein, nichts „machen“. Das ist jetzt ein bisschen doppelt-züngig. Was bedeutet denn „nichts“? Es bedeutet, einfach zu sein, ohne ein Konzept, ohne eine Vorstellung.

Jedes Konzept ist eine Begrenzung, ein Rahmen. Wenn aber das Bild, nennen wir es Meditation, unendlich größer ist als jeder Rahmen, schneidest du das Bild dann zusammen? Oder wirfst du dann doch nicht viel lieber den Rahmen weg?

Diese Geschichte von Saint Germain zeigt sehr gut, wie unser Verstand arbeitet. Er „zerlegt“ die Rose in alle ihre Facetten, Teile und Aspekte, wir beurteilen sie nach ihrer Form, ihrer Farbe, ihrem Aussehen und anderen Äußerlichkeiten. Vielleicht ordnen wir sie noch einer bestimmten Pflanzenart, einer Gattung oder einer Pflanzenfamilie zu.

Kontemplation hingegen ist ein Wahrnehmen außerhalb des Verstandes. Wir lassen die Rose auf uns einwirken, verbinden uns mit ihr auf einer höheren Ebene, spüren ihre Essenz, ihre wahre Wesenheit. Es ist sehr subtil, sehr fein, die Schwingungen sind zart und kaum wahrnehmbar. In der Kontemplation verliert eine Rose ihre Form, Farben werden zu Schwingungen, es ist ein zartes Schwingen und Vibrieren, ein kosmischer Tanz von lebendiger Energie.

Kontemplation ist die Verbindung mit der inneren Wesenheit von allem was ist. Und dann zerfällt die ganze Welt, wie wir sie zu kennen meinen. Alles, was in unserer Wahrnehmung fest und körperlich scheint zeigt sich als ein gigantischer, farbenfroher Tanz göttlicher Energie, das Leben selbst in seiner Essenz.