Und du kannst dich nicht besiegen ...

Johannes der Geliebte – Deutung des Gleichnisses vom Sämann (September 2009)

Thema: Alltag

In dieser Sitzung ging es um die Frage, wie ich denn mit den Herausforderungen des Alltags besser zurecht kommen kann. Immer wieder fiel ich aus einem Zustand der Gelassenheit und inneren Ruhe in einen „Erledigungsmodus“, wo ich aus dem Verstand heraus Dinge erledigte, mir Sorgen machte, mich über andere Menschen ärgerte.

Zu diesem Thema erhielt ich von Johannes das Gleichnis vom Sämann:

Du bist weise, klug und hast ein liebendes Herz. Der größte Feind ist nicht das vis á vis, ist nicht der Mitmensch, sondern der größte Gegner bist du selbst! Und du kannst dich nicht besiegen. Also wozu der Kampf gegen dich? Verwende die Energie, die du dabei verbrauchst, doch viel lieber in Erquickliches, in Harmonie und in deine Partnerschaft. Zu sehr bist du auch bereits hier in deinem Alltag verstrickt.

Und wenn du die Zeit vergleichst mit den Anfängen und zu dem heute gegenüberstellst, dann ist es der Samen, der in die Dornen gefallen ist. Und die Dornen wachsen schneller als der Samen und ersticken ihn mit den Sorgen.

Siehe, verändere deinen Blickwinkel, deinen Standort. Stetig bzw. viel zu oft gehst du mit der gleichen oder ähnlichen Perspektive in deinen Alltag. Es wird Zeit, dass du einen erhöhten Standort einnimmst, um das Wesentliche von dem Unwesentlichen sofort unterscheiden zu können. Erhebe dich über deinen Alltag und wisse, dass all die Thematiken, die auf dich zukommen, in Ruhe und in Gelassenheit zu betrachten sind; in einer stoischen Art und Weise. Das bedeutet nicht, dass du die Augen schließen sollst vor dem Alltag und zu meinen, er existiert gar nicht mit seinen Thematiken. Nein, das wäre ein Verdrängen und das ist nicht erwünscht.

Siehe, wir raten dir, jeden Tag als eine Art unbehauenen Steinblock zu sehen, oder eine Leinwand, die völlig weiß ist. Und du malst jetzt auf diese Leinwand deinen Tag, du gestaltest diese Leinwand. Du bist noch nicht Herr deiner Kräfte. Wisse, dass du der Schöpfer bist. Das weiß dein Gehirn, aber dein Herz traut es sich noch nicht zu tun.

Siehe, lebe vermehrt im Alpha-Bewusstsein. Das Alpha-Bewusstsein oder auch Primär-Bewusstsein genannt, ist jenes, das fähig ist, die Dinge zu durchblicken und zu überschauen.

Das Beta-Bewusstsein, oder auch Sekundär-Bewusstsein, ist jenes, das sich mit dem Alltag verbindet und sich darin verstrickt. Du brauchst beides, Alpha und Beta.

Meditation ist ausgerichtet auf das Alpha-Bewusstsein. Und je länger du fähig bist, diesen Alpha-Zustand in den Alltag hinein zu bringen, desto weniger Probleme und Herausforderungen wirst du auf deinem Weg finden, weil diese kleinen Steine dann keine Herausforderungen mehr sind, weil du sie einfach überschreitest. Im Beta-Bewusstsein stolperst du über genau die gleichen kleinen Steine.

Aber das Beta-Bewusstsein ist ein niederes Bewusstsein, das Alpha-Bewusstsein ist ein hohes Bewusstsein. Werde dir bewusst, wie lange du im Alpha- und wie lange du im Beta-Bewusstsein verweilst. Und dann wirst du anhand dieser Bilanz sehen, was geändert gehört.

Zumindest eine Ausgewogenheit, eine Ausgeglichenheit gehört geschaffen. Und wenn du es mit einmal Meditation recht und schlecht nicht erreichen kannst, ja Kind, wer oder was hindert dich daran, es mehrmals am Tag zu tun? Selbst in deiner Wirkungsstätte, die du Arbeit nennst, findest du die Möglichkeit, und sei es nur für kurze Zeitspannen, dass du dich mit dem Licht deines Bruders verbindest. Das reicht auch schon.

Dieser Beitrag über den Alltag führte mich zu einer sehr wichtigen Erkenntnis in meinem Leben, nämlich immer bei mir selbst zu bleiben. Das einzige, was wir nämlich wirklich ändern können, sind wir selbst und unser Verhalten. Es ist daher meist sinnlos, von anderen Menschen eine Veränderung oder ein bestimmtes Verhalten zu erwarten. Diese Einstellung nenne ich „Selbst-Zentriertheit“, also ein bewusstes Fokussieren auf sich selbst. Es ist nicht ein egoistisches Verhalten, sondern ein schöpferisches Erschaffen der eigenen Person, frei und authentisch.

Ein großartiger Film, der dieses Thema behandelt, ist „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Und in diesem Sinn ist auch Alltag zu verstehen – an jedem Tag haben wir die Möglichkeit, uns als Seele zum Ausdruck zu bringen – so oder so, es ist unsere Wahl. Ein harmonisches, ein erfülltes, ein liebevolles Leben erschaffen wir, indem wir unserem Herzen folgen und aus dem Herzen leben.